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Juli 2007: Rund Fünen - Schweinswale voraus!Unser zweiter Sommerferientörn mit Sophie führt uns rund um die dänische Insel Fünen und an den nördlichsten Punkt unserer bisherigen Seglerkarriere: Samsø. Ende Juli 2007 erleben wir Wetter in allen Varianten. Wir bekommen weitere Eindrücke von der Seetauglichkeit unseres kleinen Schiffes, kämpfen mit einer kleineren Havarie an Bord und sehen Seenotkreuzer im Einsatz vor Gelting. Und wir fotografieren - endlich - Schweinswale aus der Nähe (im Aquarium). Kurz und gut: Wieder ein Törn voller Erlebnisse und Abenteuer! Der Törn im ÜberblickAnkunft in der Nacht auf Samstag. Start am Sonntag zur Ankerbucht Dyvig auf der Insel Als. Weiter den Kleinen Belt hinauf nach Årø. Von dort nach Strib (nördlich Middelfart). Ein langer Schlag nach Samsø, nordöstlich von Fünen. Hier bleiben wir einen weiteren Tag und ziehen dann Richtung Süden auf dem Großen Belt nach Kerteminde (Schweinswale fotografieren). Von Kerteminde geht es unter der Belt-Brücke hindurch und den Lundeborgbelt hinab nach Svendborg. Abschließend segeln wir von Svendborg in einem langen Schlag zurück nach Gelting-Mole, wo wir noch zwei Hafentage bleiben. Am Ende liegen rund 220 Seemeilen in unserem Kielwasser, die wir in 7 Segeltagen zurück gelegt haben.Tag 1: Ankunft und EntspannungHeute ist Samstag, der 21. Juli 2007. In der letzten Nacht sind wir eingetroffen. Heute zeigt sich das Wetter von der besten Seite. Sonne, ein paar Wolken und ein angenehmer Wind. Viel zu schön, um auszulaufen :-) Stattdessen genießen wir die Ruhe und entspannte Stimmung im Hafen. Es gibt natürlich auch wieder was zu basteln: Ein Ankerlicht will mit einem Stecker versehen und angeschlossen werden. Außerdem bekommt das Großsegel drei Trimmfäden im Achterliek. Abends wird gegrillt (natürlich mit dem Cobb-Grill). Wir sind ja so was von entspannt ...Tag 2: Von Gelting-Mole nach Dyvig (22sm)Wir schlafen bis 11:45. Aufstehen ist auch relativ unattraktiv, denn es regnet seit Stunden in Strömen. Dafür haben wir kaum Wind. Also endlich Zeit zum Auslaufen. Wir legen ab um 13:15 und nehmen Kurs auf Sønderborg. An segeln ist mangels Wind nicht zu denken. Der Autopilot hält Kurs. Um kurz nach drei erreichen wir Sønderborg und warten vor der Brücke auf Durchlass. Zeit, sich die Riesenyacht vor der Burg einmal näher anzusehen. Es handelt sich um ein Schiff namens "Dannebrog". Wir vermuten die königliche Familie als Eigner, was sich im nachhinein auch bestätigt. Die Königsfamilie macht hier gerade Urlaub, der Prinzgemahl fährt mit der königlichen Yacht in den nächsten Tagen nach Lübeck, um dort klassischen Konzerten beizuwohnen.Schnell ein Foto, kurz darauf geht es (um 15:27) durch die Brücke und in den Als-Sund. Um 16:25 erreichen wir die Gefahrentonne am nördlichen Ende des Als- Sund, die gleichzeitig den Eingang in den Als-Fjord markiert. Hier sichten wir zum ersten Mal auf diesem Törn zwei Schweinswale, die dem Anschein nach den Als-Fjord hinauf in Richtung Nordwesten wandern. Gegen kurz nach fünf haben wir die Einfahrt nach Dyvig erreicht. Wir halten uns bei der Ansteuerung genau an die Angaben im Törnführer (in diesem Fall das Handbuch des NV-Verlages), da die Zufahrt zum Dyvig zwar breit aussieht, aber rechts und links schnell flach wird. Die eigentliche Durchfahrt in den nördlichen Teil der Ankerbucht ist betonnt, recht eng, aber - zumindest bei Tag - problemlos zu meistern. Hinter der schmalen Durchfahrt öffnen sich zwei hintereinanderliegende Wasserflächen, umrahmt von Wiesen und Bäumen, mit einem Yachthafen und einem Bootsanleger am Restaurant im hinteren Teil. Es sind schon einige Yachten da. Wir legen uns dazwischen (sicherheitshalber wieder mit zwei Ankern, weil der Wetterbericht NW mit Stärke 6 angesagt hat, was aber nicht eingetroffen ist). Während des Ankermanövers regnet es - natürlich! Aber kurz darauf lugt die Sonne hervor und wir können diesen idyllischen Ankerplatz - bei Rotwein und Gitarre - voll genießen. Entsprechend spät sind wir im Bett und haben eine wundervoll ruhige Nacht vor uns. Tag 3: Von Dyvig nach Årø (17sm)Ich werde um viertel vor acht wach. Morgensonne! Die ersten Yachten machen sich bereits auf den Weg. Ich mache erst mal Kaffee. Wir frühstücken draußen in der Sonne. Der mäßige Wind schaukelt das Boot - ja, so haben wir uns das vorgestellt!Um 09:45 heißt es "Anker auf!". Petra steuert uns durch die Tonnen, während ich den gröbsten Schlick vom Vorschiff entferne. Irgendwie ist das Ankern immer eine ziemlich dreckige Angelegenheit ... und nein, man will auch gar nicht so genau wissen, woraus sich der Schlick in dieser Bucht zusammensetzt. Veilchen riechen jedenfalls anders. Um 10:30 am Ausgang der Bucht von Dyvig lüften wir zum ersten Mal auf diesem Törn die Segel. Es geht ein toller Segelwind mit 4 Bft aus West. Nach einem Kreuzschlag aus der Bucht nehmen wir Kurs in Richtung Norden und gleiten mit halbem Wind und Sonnenschein durch die Wellen. So geht das in einem durch bis in den Årø-Sund. Unmittelbar vor Årø bergen wir die Segel und laufen in den kleinen Hafen ein (immer mit einem wachsamen Blick in Richtung der Fähre, die zwischen Årø und Årøsund verkehrt). Wir finden (um 13:45) direkt einen freien Platz. Sophie liegt sicher vertäut zwischen den Dalben, wir unternehmen einen Spaziergang in den netten kleinen Ort und zum Leuchtturm am Südwestufer. Die Sonne brennt geradezu. Endlich hat man das Gefühl, der Sommer habe sich eingestellt. Viel los ist hier allerdings nicht (auch kaum Einkaufsmöglichkeiten). Vermutlich spielt sich alles auf der gegenüberliegenden Seite am Festland ab. Die Fähre dorthin fährt einmal pro Stunde. So lassen wir uns in den Tag treiben und sehen anderen beim Anlegen zu. Tag 4: Von Årø nach Strib (Middelfart) (21sm)Leider war das schöne Wetter nicht von Dauer. Es gießt mal wieder in Strömen. Dazu weht ein unangenehmer Wind aus NO. Kurzzeitig überlegen wir, gar nicht auszulaufen. Andererseits ist es hier in Årø auch nicht gerade aufregend. Um 11:45 legen wir daher ab - das Wetter hat sich auch ein wenig gebessert - und nehmen Kurs in Richtung Norden, den Kleinen Belt hinauf. Der Wind weht eher aus östlicher Richtung. So können wir unter Genua ohne Stress nordwärts segeln. Gegen 13:20 passieren wir die Ostseite der Insel Brandsø. Etwa eine Stunde später - es regnet wieder heftiger - erreichen wir Fænø. Wir beobachten drei Schweinswale, ein Jungtier ist auch dabei. Aber so schnell sie auftauchen, machen sie sich auch schon wieder davon. Foto? Fehlanzeige! Gegen 14:40 holen wir die Genua ein, werfen den Motor an und folgen dem Verlauf der Wasserstraße.Wir haben vor, auf der Nordseite von Middelfart in einen Hafen zu gehen. Der erste Hafen, den wir - eigentlich versehentlich - anlaufen, ist ein ganz kleiner, eher privater Hafen direkt rechts hinter der ersten Brücke, die wir passieren. Der ist voll und nebenbei so schmal, dass es schon eine Herausforderung ist, Sophie in der Boxengasse zu drehen - unter den kritischen Augen der einheimischen Hafenlieger. Als nächstes versuchen wir unser Glück im Yachthafen von Middelfahrt. Auch der ist gerammelt voll. Also wieder drehen und nach draußen. So langsam wird es uns etwas mulmig. Es wird doch wohl nicht um 15:30 schon alles voll sein? Als Alternativen bleiben noch Strib unmittelbar hinter der großen Autobahnbrücke und Fredericka auf der Nordwestseite.
Der Hafen von Strib besteht aus zwei nicht zusammenhängenden Hafenbecken. Wir entscheiden uns aufgrund der von außen erkennbaren Mastendichte für das nörliche Hafenbecken und finden dort tatsächlich Platz im Päckchen an einer dänischen X-Yacht. Hier wären sogar noch einige Plätze zwischen den Dalben freigewesen. Vom Liegeplatz aus hat man einen interessanten Blick auf die große Autobahnbrücke, die sich über den Kleinen Belt erstreckt. Eine große Anzahl alter Traditionsschiffe zieht unter der Brücke hindurch in Richtung Süden. Eine Klassikerregatta? Wir suchen den Hafenmeister auf (das Büro ist am südlichen Hafenbecken) und treffen einen fröhlichen, runden, älteren Herren an, der uns sehr bemüht (auf deutsch!) den Weg zum nächsten Kaufmannsladen schildert, eine ansprechende Broschüre über Strib aushändigt und auch sonst recht lustig ist. Später kommt er sogar noch extra aus seinem Büro heraus, um Petra den Zugang zu den Duschen (mit Code) zu erklären. Echt nett! Tag 5: Von Strib nach Ballen (Samsø) (37sm)Wir müssen (und wollen) früh raus. Unser Nachbar auf der X-Yacht hatte bereits gestern angekündigt, zwischen 07:30 und 08:00 ablegen zu wollen. Also haben wir uns den Wecker (das Handy) gestellt und legen um 07:40 ab. Frühes Aufstehen ist die eine Sache und eher unangenehm. Dafür werden wir jedoch entschädigt durch die Morgensonne, der wir direkt entgegen fahren. Eine unvergleichliche Stimmung. Man fühlt regelrecht, wie frisch der Tag noch ist.Gegen 08:30 setzen wir die Segel. Der Wind weht mit 4 - 5 Bft aus West bis Nordwest. Das kommt uns bei einem Kurs um die 60° (Richtung Nordost) sehr entgegen. Der Himmel ist blau mit ein paar weißen Wölkchen, auf dem Meer haben sich Schaumkronen gebildet. Unser Schiff rauscht durch die Wellen und zieht eine Schaumspur hinter sich her. Einfach toll!! So geht es in fünfeinhalb Stunden rund 33 Seemeilen bis vor den Hafen von Ballen auf der Südostseite von Samsø. Hier begrüßt mich fröhlich prustend ein Schweinswal direkt neben unserem Boot, der sich aber selbstverständlich auch nicht fotografieren läßt. Zuletzt hat der Wind noch einmal zugenommen und weht jetzt mit satten 5 Bft - als ob er uns das Anlegen nicht zu einfach machen wollte. Wir machen fest als drittes Boot im Päckchen an einer sehr schön anzusehenden dänischen Luffe 40. Kurz darauf legen sich Norweger an unser Boot. Sie kommen gerade aus Kerteminde, wo sie ihre nagelneue Sun Odyssee übernommen haben. Sie sind sehr nett und geben uns dänischen Schnaps aus ("The best snaps in Denmark!"). Wir kontern (später) mit dem besten Schnaps in Deutschland: Linie fra Norge! Die Norweger sind geradezu gerührt, dass wir damit sogar unser Boot getauft haben. Wenn wir mal länger segelten, dann sollten wir unbedingt einen Abstecher nach Norwegen machen - aber nur, wenn wir das Boot mit einer Heizung ausgerüstet haben. Abends gehen wir Pizza essen bei "Don Juan" (klingt wirklich sehr italienisch). Gute Pizza zu vernünftigem Preis. Aber vorher reservieren kann nicht schaden, wenn man draußen sitzen möchte und mit mehr als zwei Personen aufläuft. Ebenfalls sehr gut soll das Restaurant "Dokken" direkt an der Marina sein. Das wurde uns jedenfalls von anderen Seglern begeistert bestätigt, die dort Fisch essen waren. Wir lassen den Abend ausklingen bei Gitarrenspiel und Bier im Cockpit ("Odin Pilsener", die Götterdämmerung lässt grüßen). Tag 6: Hafentag in BallenNach dem langen Schlag gestern haben wir uns einen Tag Pause verdient. Samsø ist eigentlich auch zu schön, nicht einen Tag länger zu bleiben. Wir machen einen langen Spaziergang auf der Straße Richtung Süden, durch Wiesen und Kornfelder, in denen blaue Kornblumen, roter Mohn und andere Blüten in diversen Farben leuchten. Den Rückweg nehmen wir direkt unterhalb der Steilküste am Strand. Das war jedoch recht beschwerlich, über mit Tang bewucherte Steine und Felsen. Aber gegen etwas Abwechslung ist ja nichts einzuwenden. Später war ich sogar noch joggen (!!!). Einmal zum nächsten Ort und wieder zurück (ca. 6km).Die Norweger haben am Morgen abgelegt. Am frühen Nachmittag machen Schweden bei uns fest. Der Hafen ist wahrhaft international: Norweger, Schweden, Deutsche, Dänen (natürlich!), sogar Iren sind da. Und der Hafen ist hoch frequentiert. Ab 16:30 wird es vor allem für größere Boote schwierig, noch einen freien Platz zu finden. 6 bis 7 Boote im Päckchen sind normal. Diesen Abend grillen wir wieder an Bord. Kurzfristig hatten wir überlegt, ob wir frische Scholle auf den Grill legen. Die wird von einem Fischer direkt an der Hafenmole vom Boot herunter verkauft. Aber wir haben uns dann doch für Fleisch entschieden. Nächstes Mal trauen wir uns! Tag 7: Von Ballen nach Kerteminde (Fünen) (32sm)Heute wollen wir Samsø verlassen und den Großen Belt in Angriff nehmen. Unser Ziel Kerteminde liegt auf der Ostseite von Fünen. Es ist Wind mit 4-5 Bft aus Südwest vorhergesagt. Unser Kurs liegt hoch am Wind. Also reffen wir zum ersten Mal unsere Segel. Das Groß lässt sich ganz einfach auf den Baum rollen (Reff 1). Die Genua reffen wir entsprechend. Unter eingeschränkter Besegelung läuft das Boot erstaunlich gut gegen Wind und Welle. Wir erzielen Wendewinkel von annähernd 90°. Da hätte ich durchaus mit schlechteren Werten gerechnet.Die Wellen und der Wind auf dem großen Belt sind beachtlich. Dazu kommt der Strom, der uns auf dem Weg nach Süden mit etwa 10° nach Osten versetzt. Aber es macht Spaß. Unser Langkieler taucht angenehm in die Wellen ein. Kleinere Regenschauer lösen sich ab mit längeren Phasen von Sonnenschein. Gegen 13:30 erreichen wir die Bucht von Kerteminde. Kurzzeitig ist es fast windstill und die See liegt annähernd spiegelglatt vor uns. Doch die Ruhe trügt. Schnell frischt der Wind auf. Von Land nähern sich dicke Wolken. Auf dem Wasser entsteht eine Gischtwalze, die auf uns zu rollt. Es regnet heftig und die Schauerböen (geschätzte 7-8 Bft) drücken uns hart auf die Seite. Aber Sophie zieht unbeirrt ohne Sonnenschuss ihre Bahn, als ob das alles nichts wäre. Um 14:30 stehen wir kurz vor der Hafeneinfahrt zur Marina Kerteminde, bergen die Segel und tuckern in den Hafen. In der Marina ist es total voll. Heute ist offensichtlich so gut wie niemand ausgelaufen. Wir erspähen noch eine Lücke mit grünem Schild (grün bedeutet, die Box ist frei). Der Wind kommt von der Seite und weht ziemlich kräftig. Wir entscheiden uns für Anlegen mit Mittelspring. Petra bereitet alles vor und ich halte auf die Luvdalbe zu. Klappte einwandfrei. Petra hat die Spring übergeworfen und wir könnten kontrolliert in die Dalben einfahren - wenn die Box nicht 5cm zu schmal wäre ... Wir stecken fest! Nach vorne geht nichts mehr. Schade, dabei hatte das Manöver doch bis dahin so schön geklappt. Also drücken wir uns wieder nach hinten aus der Box und suchen uns was anderes. Wir finden Platz als viertes Boot im Päckchen an einer Comfortina 42 an der Außenseite eines Steges. Mittlerweile ist es viertel nach drei. Wir melden uns kurz beim Hafenmeister und dann folgt das eigentliche Highlight der Reise: Der Aquazoo von Kerteminde! Hier gibt es lebende Schweinswale und hier können sie uns auch nicht auf Dauer wegtauchen. Ein dänischer Tiertrainer erzählt allerhand wissenswertes über die Schweinswale (leider auf dänisch, aber wir vermuten, es war interessant). Auf dänisch wird der Schweinswal übrigens "Marsvin" genannt, was in der direkten Übersetzung "Meerschweinchen" bedeutet. Und die kleinen Freunde sind wirklich gut zu beobachten - auch unter Wasser. Dafür gibt es einen unterirdischen Gang mit Scheiben zum Wasserbecken. Wir wedeln mit der Hand an der Scheibe und es gelingt uns, die Aufmerksamkeit eines Schweinswales auf uns zu ziehen. Etwa 30 Sekunden verharrt er vor der Scheibe und nimmt uns neugierig in Augenschein. Sieht aus, als ob er uns angrinst. Wir grinsen zurück. Auch der Rest des Aquazoos ist sehenswert. Es gibt lebende Robben, verschiedene Fische der Ostsee und eine kindgerechte Ausstellung mit Forscherlabor, in der viele Themen rund um die Ostsee und das Leben auf und in ihr behandelt werden. Alles übrigens dreisprachig: dänisch, englisch und deutsch. Wir beschließen den Abend spontan im Restaurant Gittes Fiskehus am Hafen (gegenüber vom Nobelrestaurant Mathies). Dort sitzt man fast unmittelbar im Strom des Flusses und hat eine entsprechend schöne Aussicht. Das Essen ist hervorragend. Der Wein ebenso. Nicht gerade billig, dieses Restaurant, aber der Preis war durchaus angemessen. Wir hatten übrigens noch Glück, weil wir um 18:00 direkt zur Öffnung des Restaurants eingetroffen sind. Wer später kommen möchte, sollte unbedingt reservieren. Die Tische waren schnell belegt. Tag 8: Von Kerteminde nach Svendborg (39sm)Es ist Samstag, der 28. Juli 2007. Angesagt ist Wind aus SW mit 4 Bft, der später auf W dreht und noch etwas auffrischt. Wir brechen um 10:00 auf in Richtung Svendborg. Vor uns liegt die Brückenpassage der Belt-Brücke (Versterenden) und einige Kreuzschläge den Lundeborg Belt hinunter in Richtung Süden. Wir setzten die Segel unmittelbar nach der Hafenausfahrt. Es ist schönes Wetter, Sonne, ein paar Wölkchen. Herrliches Segeln. Gegen 12:00 passieren wir die Brücke.Bis hier hin war die See relativ ruhig. Nun rollen uns vom Südwestwind angetrieben größere Wellen entgegen. Wir kreuzen in Richtung der Landabdeckung von Fünen. Dort wird es ruhiger. So geht es stetig den Lundeborg Belt hinab. Gegen 16:00 Uhr - wir haben fast die Tonne erreicht, an der wir in Richtung Westen in den Svendborg Sund einschwenken - zieht erneut ein schwerer Regenschauer über uns hinweg. Die Gischtwalze unter der pechschwarzen Wolke ist schon von weitem zu sehen. Wie schon einen Tag zuvor bringt der Schauer starke Böen mit sich. Mit offenem Groß reiten wir die Böen ab - zum ersten und einzigen Mal genehmigt sich Sophie einen Sonnenschuss. Wahnsinn, welche Kraft in diesen Wolken steckt. Rechts und links davon ist alles weitgehend ruhig, aber mittendrin boxt der Papst. Zum Glück war das der einzige heftige Schauer. Kurz darauf haben wir die angepeilte Tonne erreicht und bergen die Segel. Den Rest der Strecke bis nach Svendborg laufen wir unter Motor. Wir erreichen den alten Hafen von Svendborg um 17:30 und machen fest im Päckchen an einem der Schwimmstege (sehr zu empfehlen, im Gegensatz zu den Liegeplätzen direkt an der Promenade, die ziemlich laut und sehr offen zugänglich sind). Im Hafen ist Hafenfest. Eine große Bühne ist aufgebaut (wir sehen leider nur die Rückseite), auf der gerade eine dänische ABBA-Cover-Band aufspielt. Klingt super, fast wie die echten alten Schweden. Später im Verlauf des Abends folgen noch andere Bands, die offenbar lokal bekannt sind. Qualitativ reichen sie allerdings nicht an die ABBA-Revivalband heran. Wir haben nach dem langen Schlag heute ziemlich viel Kohldampf. Vorher wollen wir jedoch noch Duschen. Leider gelingt es uns nicht, Duschkarten aus dem Automaten zu ziehen - er nimmt unser Kleingeld nicht. Na gut - dann muss es auch ohne Duschen gehen ... Wir kehren ein bei einem Marrokaner (Casablanca, in der Fußgängerzone oberhalb vom Hafen). Sehr lecker! Auf dem Weg zurück queren ca. 20 alte Ami-Schlitten unseren Weg, liebevoll restauriert, mit riesigen Heckflügen und sattem 12-Zylinder-Sound. Sie drehen noch mehrere Runden um die Altstadt. Den Rest des Abends verbringen wir gemütlich an Bord. Morgen müssen wir früh raus. Das zweite Boot von innen hat angekündigt, zwischen sieben und halb acht ablegen zu wollen. Das bedeutet, Wecker stellen! Tag 9: Von Svendborg nach Gelting-Mole (52sm)Der Wecker reißt mich um halb sieben aus dem Schlaf. Eigentlich unmenschlich, wenn man Urlaub hat. Egal, ich stehe auf, sondiere die Lage und hole schon mal vorsorglich Landleine und Landstrom ein. Nachdem ich damit fertig bin, treffe ich auf den Skipper, dessen Frau so früh weg wollte - mit Brötchen in einer Tüte. "Und? Wann soll es losgehen?", frage ich. "Sie wollten eigentlich früh raus, aber das wird wohl nichts", wird mir grinsend erwidert. "Danke, dass Du extra so früh aufgestanden bist, Olaf!", denke ich mir im Stillen. Also mache ich mich auch auf die Suche nach Brötchen. Das wäre sicher auch von Erfolg gekrönt worden, hätte ich einen kurzen Blick auf die Mitteilungstafel am Steg geworfen. Dort ist der Bäcker eingezeichnet - er liegt etwas abseits ... Stattdessen drehe ich eine ausgiebige Runde durch die Altstadt, stolpere aber nur über ein paar Bierleichen, die vom Hafenfest übrig geblieben sind.Wenigstens Petra konnte ausschlafen. Ich wecke sie erst zum Frühstück. Vorher habe ich noch unseren Kurs für heute abgesteckt. Bereits gestern hatten wir beschlossen, direkt nach Gelting zurück zu segeln. Von unserem ursprünglichen Vorhaben, in der Dänischen Südsee noch einmal zu ankern, haben wir angesichts der Wetterprognose für heute (West 4-5) und insbesondere morgen (West 6-7) Abstand genommen. Bei solchem Wind möchten wir nicht mehr am Anker hängen, geschweige denn 30 Seemeilen gegen an segeln. Wir legen bei Sonne um 9:25 ab, motoren in westlicher Richtung durch den Svendborg Sund (ein malerischer Ausblick rechts wie links) und setzen eine Stunde nach dem Ablegen an dessen Ausgang die Segel. Nun kreuzen wir in Richtung Avernako. Kurz bevor wir diese Insel an der Ostseite passieren wollen, ist wieder eine dieser schwarzen Wolken im Anmarsch. Sicherheitshalber reffen wir die Segel. Tatsächlich fängt es unter der Wolke wieder stark an zu regnen. Die schweren Böen bleiben diesmal jedoch aus. Im Gegenteil, der Wind schläft fast völlig ein und kommt südöstlich von Avernako fast zum Erliegen. Ok, wir reffen wieder aus ... Irgendwann hat der Wettergott ein Einsehen mit uns. Der Regen verschwindet, der Wind frischt wieder auf. Wir kreuzen zwischen Avernako, Ærø und Lyø in Richtung des Kleinen Belts. Dort angekommen können wir direkt den Eingang zur Flensburger Förde (die Gefahrentonne am Pøls Rev) anpeilen. Wir erreichen die Tonne gegen 16:40, behalten unseren südwestlichen Kurs hoch am Wind bei und kreuzen so in Richtung Kalkgrund auf. Kurz darauf beginnt der Wind, nördlich zu drehen. Gleichzeitig nimmt er zu. Bei nun satten 5 Windstärken und größeren Wellen geht es noch mal richtig zur Sache - und macht Riesenspaß. Nur der Weg nach Kalkgrund ist dadurch länger geworden. Doch nach weiteren zwei Stunden liegt Kalkgrund nun kurz vor uns - als sich plötzlich unsere Genua aus dem Vorliek verabschiedet und wie eine weiße Fahne, gehalten von Schot und Fall, nach Lee ausweht. Nach der ersten Schrecksekunde versuchen wir das Problem zu analysieren. Klarer Fall, das Tuch muss eingefangen werden, bevor es sich in Einzelteile auflöst. Dazu muss ich - natürlich angeleint - auf das Vorschiff, um das Genuafall zu sichern und dann kontrolliert zu fieren. Parallel haben wir den Motor gestartet. Leider gelingt es mir nicht, die Genua vollständig zu bergen. Das Drahtfall hat sich aufgerieben und klemmt in der Rolle, so dass das Segel nur zur Hälfte nach unten kommt. Wir bergen das Großsegel und gehen auf Vorwindkurs, damit der Druck in der Genua abnimmt. Es gelingt mir, die Genua einzufangen und provisorisch an die Wanten zu bändseln. Puh, erst mal durchatmen! Unter Motor setzen wir unsere Fahrt in Richtung Gelting um 19:20 fort. Die Wellen schaukeln uns noch ganz schön durch. Unter Segeln war das deutlich angenehmer. Schließlich erreichen wir wohlbehalten unseren Heimathafen und liegen gegen 20:20 fest an unserem Liegeplatz. Das Kreuzen gegen an eingerechnet liegen 52 Seemeilen hinter uns - der bis dato längste Schlag unserer Seglerkarriere. Gestern hatten ich schon Kohldampf nach der langen Fahrt - heute ist das mehr so der Bärenhunger! Erst genehmigen wir uns Chilly aus der Dose, danach kehren wir noch im Hafenrestaurant "Sonne und Meer" ein und ich schlage noch mal zu. Nach einer ausgiebigen Dusche fallen wir hundemüde in die Kojen. Tag 10: Hafentag in Gelting-MoleAusgeschlafen und geduscht fühlt sich der Tag schon anders an. Aber es bläst ganz ordentlich (wie angesagt). Wir sind froh, uns für die Rückreise entschieden zu haben.Hafentag ist Basteltag. Außerdem hängt die Genua ja noch reichlich unelegant an der Backbordseite in Reling und Wanten gebunden. Da das Genuafall oben in der Rolle klemmt, ist wieder einmal eine Mastbesteigung angesagt. Damit das auch funktioniert, besorge ich beim nahe gelegenen Yachtausrüster Material für einen Flaschenzug (48 Meter Fall und zwei stabile Blöcke). Mit dieser Vorrichtung gelingt es Petra ohne fremde Hilfe, mich ganz nach oben in den Mast zu ziehen. Ein netter Gastlieger bietet uns dabei seine Hilfe an, die wir gerne annehmen. Er bedient das Sicherungsfall (Petra soll mich ja alleine nach oben bringen), sein Mitsegler macht ein paar Aufnahmen von der Aktion. Das Drahtfall ist nicht mehr zu gebrauchen. Es hat sich teilweise aufgeribbelt. Ich muss es mit dem Wantenschneider durchtrennen. Gut, dass wir auch so etwas schon an Bord haben - Pech nur, dass ich den noch nicht mit nach oben genommen habe. Also geht es noch mal nach unten, Wantenschneider einpacken, und dann wieder hoch, das Fall kappen. Nach der Aktion packen wir die Genua zusammen und verstauen sie unter Deck. Zum Glück hat sie keine großen Schäden davon getragen. Später bringe ich den beiden Jungs ein Bier rüber, um mich für die Hilfe zu bedanken. Gerade macht es "plopp" (Flens!), als wir eine Rauchfahne auf der Bucht von Gelting bemerken, die scheinbar aus einer Signalpistole stammt. Wir stehen auf, um über die Hafenmauer sehen zu können. Tatsächlich, draußen, etwa 2 Seemeilen vor Gelting-Mole liegt eine blaue Yacht in den großen Wellen vor Anker. Der Wind kommt aus Westen, die Yacht liegt in Legerwall vor der Küste und tanzt hin und her. Um die Yacht tummeln sich ein paar Surfer. Das Startschiff einer Regatta? Nein, so besch... kann man eigentlich nicht sein, an der Stelle bei diesem Wetter freiwillig zu ankern. Ich frage die Jungs, ob sie ein Funkgerät an Bord haben. Haben sie nicht. Also rüber zum eigenen Schiff: "Bremen Rescue für Segelyacht Sophie bitte kommen!" Die Rettungsleitstelle meldet sich sofort. Ich schildere die Situation. Bremen Rescue fragt noch nach der Farbe der Leuchtsignale und gibt mir zu verstehen, dass man sich nun kümmert. Keine 10 Minuten später kommt Bewegung in das DGzRS-Seenotrettungsboot "Jens Füerschipp", das in Gelting-Mole stationiert ist. Wir können vom Hafen aus beobachten, wie der Seenotkreuzer ausläuft und mit viel Speed zur Yacht fährt. Dort angekommen, steigt ein Retter über. Es wird eine Schleppleine ausgebracht und nach wenigen Minuten schleppt der Seenotkreuzer die Yacht in den sicheren Hafen. An Bord der Yacht sind zwei ältere Paare, die dem Anschein nach ziemlich froh sind, abgeborgen worden zu sein. Die Yacht wird direkt aus dem Wasser gekrant. Eine Genuaschot wurde offensichtlich in die Schraube gezogen. Die Schot steht noch stark unter Spannung. Die Antriebswelle wurde einige Zentimeter herausgezogen. Das sieht nach einer längeren Reparatur aus. Auch der Bugkorb ist demoliert. Wahrscheinlich wurde der Anker in der Hektik einfach über die Reling geworfen. Aber letztendlich sind alle erleichtert, dass diese Sache glimpflich ausgegangen ist. Der Seenotkreuzer wird übrigens vom Hafenmeister und seiner Frau bedient, die sich auch noch rührend um eine der beiden älteren Damen kümmert, deren Kreislauf von der Aufregung erst mal in den Keller gegangen ist. Später fragte noch jemand den Hafenmeister beiläufig, ob denn nun wieder "der normale Alltag" einkehren könne. "Wieso?", meint der, "Das ist der normale Alltag!" Tag 11: Noch ein HafentagAuch heute, an unserem letzten Urlaubstag, laufen wir nicht aus. Das Wetter ist zwar insgesamt schöner geworden, es stürmt aber immer noch. Wir nutzen den Tag stattdessen, das Boot einmal gründlich zu reinigen. Auch das muss ja mal sein. Nach guten drei Stunden glänzt Sophie fast wieder wie am ersten Tag.Den Abend beschließen wir mit einem ausgiebigen Menü im Restaurant "Sonne und Meer". Morgen geht es zurück nach Wuppertal und übermorgen hat uns der Berufsalltag wieder - zumindest vorübergehend ... |
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