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Von der Normandie ins IJsselmeer: Die letzten Meilen unseres großen Törns


Ein dickes Binnenschiff auf der Oude Maas

Am 21.7.2012 kehren wir von den Kanalinseln zurück nach Frankreich. Wir besuchen Cherbourg und Boulogne-sur-Mer, bevor wir uns über Nieuwpoort, Vlissingen und die Staande Mastroute zurück ins IJsselmeer hangeln. Am 4.8.2012 laufen wir in Lelystad-Haven ein und setzen zum letzten Mal die BVB-Fahne.

Cherbourg: Atom-U-Boot Ahoi!


Kathedrale von Cherbourg

Von Alderney nach Cherbourg können wir den Strom des Alderney Race voll mitnehmen und werden geradezu in Richtung Normandie katapultiert. Leider lässt der Wind zu wünschen übrig. Wir probieren es mit dem Spinnaker, aber die kabbeligen Wellen sind stärker als der Hauch von Wind. Nach einer guten halben Stunde holen wir das bunte Segel wieder ein und motoren.

Gegen Mittag des 21.7.2012 sind wir in Cherbourg angekommen (pünktlich bevor der Strom in die falsche Richtung setzt). Nach dem wir uns ums Schiff gekümmert haben, gehen wir in die Stadt, um einzukaufen und uns nach einem Mietwagen umzusehen. Aber der einzige Autovermieter, AVIS, ruft solche Horrorpreise auf, dass wir auf den Mietwagen verzichten (83 EUR für einen Kleinstwagen!).

Anstatt eines Ausfluges in die Umgebung besuchen wir am nächsten Tag ein sehr interessantes Museum, La Cite de la Mer. Hier ist unter anderem das erste Atom-U-Boot der französischen Marine ausgestellt. Neben dem U-Boot befindet sich hier ein Aquarium, ein Unterwassersimulator und eine Ausstellung zur Titanic. Die Titanic hat nach Southhampton noch Cherbourg angelaufen, bevor sie auf ihre tragische Jungfernfahrt gegangen ist. Die Ausstellung erinnert daran und stellt die verschiedenen Stationen dar, die mit dem Untergang des Ozeanriesen vor 100 Jahren enden. Besonders ergreifend ist eine Sammlung von Postkarten, die Gäste der Titanic geschrieben haben, bevor sie auf die (letzte) Reise gingen.

Im Aquarium kan man eine Vielzahl von Fischen betrachten und sich über den Artenreichtum der Meere informieren. Außerdem gibt es einen "Streichelzoo" - ein Planschbecken mit Rochen und kleinen Haien, die man anfassen kann, wenn man sich traut.

Bunte Fische Leuchtende Quallen

Witzig ist auch die Reise in die Unterwasserwelt mit einem Unterwassersimulator. Etwas pathetisch, aber gut gemacht. Am Ende wird ein Film gezeigt, in den die Besucher mit hineingeschnitten sind.

Das Highlight ist aber ganz klar das Atom-U-Boot, "Le Redoutable". Man erhält einen Audioguide (in deutscher Sprache), der durch das U-Boot führt. Hier erfährt man unter anderem, dass der Atomreaktor des U-Bootes (der natürlich ausgebaut wurde) genug Energie lieferte, um eine Stadt mit 100.000 Einwohnern mit Strom zu versorgen. Etwas gruselig ist der Gang durch die Raketenbasis. Hier wurden 16 Atomrakteten durch das Meer gefahren. Zwei dieser Raketen hatten zusammen die gleiche Sprengkraft, wie sämtliche Munition, die im 2.ten Weltkrieg von allen Nationen verballert wurde (inklusive der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki). Alle 16 Atomraketen währen im Ernstfall gleichzeitig auf das gleiche Ziel abgefeuert worden. Ein schrecklicher Gedanke. Trotz allem aber auch in technischer Hinsicht sehr interessant. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Raketen unter Wasser gestartet werden, aber erst in einer Luftblase bis zu Meeresoberfläche schweben, bevor die Triebwerke gezündet werden.

Auf dem U-Boot waren 135 Männer im Einsatz. Eine Fahrt dauerte 70 Tage, permanent unter Wasser und in Schleichfahrt. U-Boote tarnen sich unter anderem dadurch, dass sie in Fischschwärmen fahren, weil das Geräusch der Fische den U-Boot-Sound überlagert. Trotzdem hat jedes U-Boot seinen eigenen, unverwechselbaren Klang. Die Sonar-Offiziere sind darauf trainiert, andere U-Boote anhand ihrer Klangcharakteristik zu identifizieren ... unglaublich!

Die Vorstellung, dass auch jetzt in diesem Moment weltweit (noch viel größere) Atom-U-Boote mit noch größerer Feuerkraft unterwegs sind, ist ganz schön unheimlich.

Le Redoutable U-Boot-
Captain Olaf
Torpedoraum

Den Rest des Tages verbringen wir bei strahlendem Sonnenschein an Bord. Morgen geht es weiter. Leider schaffen wir es nicht, uns Omaha-Beach anzusehen, wo 1944 die Alliierten gelandet sind, um Europa von Nazideutschland zu befreien. Der Wind soll in den nächsten Tagen auf Ost drehen und würde uns dort festhalten. Deshalb machen wir morgen einen langen Schlag bis nach Boulogne (ca. 145 Meilen).

Boulogne-sur-Mer: Willkommen bei den Sch'tis!


Die Außenmole von Boulogne-sur-Mer ist beliebt bei Anglern.

Am 23.7. brechen wir in Richtung Boulonge-sur-Mer auf. Sonnenschein, Flaute und flache See, das ideale Wetter, um mal wieder den Jockel in Bewegung zu bringen.

Um das Kap östlich von Cherbourg werden wir kräftig vom Tidenstrom unterstützt. Bei einer Fahrt durchs Wasser mit knapp 6 Knoten zeigte das GPS bis zu 10,4 Knoten über Grund. In der schnellsten halben Stunde haben wir 5 Meilen über Grund zurückgelegt (also 10 Knoten im Schnitt!!). Witziger Nebeneffekt: Wir haben 2 Knoten Wind von vorne (was eigentlich Flaute ist). Durch den Fahrtwind werden 12 Knoten daraus (Windstärke 4).

Irgendwann verschwindet das Festland im Dunst. Wir sind wieder ringsum von Wasser umgeben. In ausreichendem Abstand ziehen die großen Pötte im Ärmelkanal parallel zu uns vorbei. Nur selten kommt mal einer von denen quer, weil er z.B. nach Le Havre will. Wir erleben einen dieser fantastischen Sonnenuntergänge, die man nur auf offener See zu sehen bekommt. Das glatte Wasser wechselt im Minutentakt die Farbtöne. Eben noch himmelblau und pastellfarben, jetzt auf einmal orange und dunkelblau ... dann plötzlich wieder rosa, hellgelb, rot, usw. ...

Sonnenuntergangsstimmung

Auch die Nacht verläuft absolut ruhig. Es wird nur etwas feucht. Die Luft kondensiert. Die Sprayhood und das Cockpit sind mit Wassertropfen überzogen. Wir erreichen die Einfahrt nach Boulogne-sur-Mer schon gegen 1000 Uhr. Als wir um 1045 fest sind, haben wir 145 Meilen in 24,5 Stunden zurückgelegt. Wahnsinn! Normalerweise rechnen wir mit 120 Meilen pro Tag.

Boulogne-sur-Mer liegt in der Region Nord-Pas-de-Calais. Hier leben die Sch'tis (franz.: "Ch'ti"). Nordfranzosen mit einem eigentümlichen Dialekt und rauhen Sitten. Wir denken an den sehenswerten und sehr lustigen Film, Willkommen bei den Sch'tis, der von der Versetzung eines südfranzösischen Beamten in den kalten Norden Frankreichs handelt. Und tatsächlich sprechen einige Leute auf der Straße ein seltsam anmutendes Genuschel :-)

Die Stadt ist auf einen Hang gebaut. Oben thront eine uralte Festung, deren Mauern bereits im 1sten Jahrhundert nach Christus erbaut wurden. Die Altstadt in dieser Festung ist schön anzusehen und macht einen gemütlichen Eindruck. Wir gönnen uns ein Glas Weißwein und sind schon gespannt, wo wir nachher essen gehen. Vielleicht in einem typischen Sch'ti-Rstaurant?

Über Belgien nach Holland


Schiffsverkehr vor Vlissingen.

Am 25.7. sind wir kurzentschlossen 60 Meilen weiter Richtung Osten gefahren und haben Frankreich verlassen. Ein kurzer Zwischenstopp in Nieuwpoort (Belgien). Am nächsten Tag geht es direkt weiter nach Vlissingen. Die erste Hälfte der Strecke nach Vlissingen sind wir wieder unter Motor gefahren. Es ist zwar schon etwas Wind da, aber exakt aus der Richtung, in die wir wollen. Da wir in Vlissingen einen Platz reserviert haben und unser Kommen gegen Nachmittag angekündigt haben, wollen wir nicht zu viel Zeit verlieren.

Nach einer Kursänderung passt es dann doch ungefähr mit dem Wind. Wir segeln, erst mühsam gegen den Strom (2,3 Knoten über Grund), dann aber irgendwann schneller. Dazu scheint die Sonne. Viele andere Segler kommen uns entgegen.

Um kurz nach Fünf erreichen wir Vlissingen. Zuvor haben wir die niederländische Gastlandfahne gesetzt. Da wir nun unser Heimatrevier erreichen, setzen wir die Gastlandfahnen der Länder und Inseln, die wir im zurückliegenden Jahr besucht haben, unter der Backbordsaling. Ein cooler Anblick. Besonders die Fahnen der Kanaren und von Madeira. Rückblickend kaum zu glauben, dass wir wirklich dort waren.

Die Gastlandflaggen wehen

Die Platzreservierung in Vlissingen hat funktioniert. Für uns ist noch ein Platz frei. Kurz nach unserer Ankunft ist der Hafen absolut voll. Ohne Reservierung geht hier nichts. Wir bleiben in Vlissingen bis zum 28.7.2012, dann geht es weiter Richtung Osten.

Vlissingen Impeller-Reste

Leider ist der Himmel bedeckt. Viel Wind ist auch nicht da, und der, der da ist, kommt von vorne. Egal, wir geben Gas (im wahrsten Sinne des Wortes) und motoren weiter in Richtung Nordosten. Aber vorher gibt es noch was zu reparieren. Wir starten den Motor, aber es kommen nur noch winzige Spritzer Kühlwasser aus dem Auspuff. Sieht nach defektem Impeller aus. Der Impeller ist ein kleines Gummirad, welches das Kühlwasser durch den Motor pumpt. Schnell ist der Impeller freigelegt und die Vermutung bestätigt sich. Nach 990 (!) Motorstunden hat der Impeller seinen Geist aufgegeben und sich in Einzelteile aufgelöst. Hat echt lange gehalten. Selbstverständlich haben wir Ersatz dabei. Der Einbau dauert 5 Minuten. Und schon ist wieder alles paletti!

Wir wollen nach Stellendam. Das liegt in Zuidholland und ist durch einen großen Deich von der offenen Nordsee getrennt. Von dort aus kann man auch binnen bis nach Amsterdam durchfahren.

Bei der Zufahrt auf Stellendam kommt doch noch einmal ein wenig Segelwind auf. Unter Genua folgen wir dem betonnten Seegat bis zum Deich. Vor der Schleuse warten schon ein paar Boote. Irgendwas ist da komisch ... In der Tat, vor der Schleuse ist eine Autobahnbrücke. Normalerweise ist die beweglich, aber im Moment ist sie defekt. Nur die kleineren Boote passen drunter durch und können in die Schleuse einfahren. Die Durchfahrtshöhe wird elektronisch angezeigt. Sie beträgt im Moment 14,6 Meter! Das passt für uns!!! Gut, dass gerade Niedrigwasser ist!. Trotzdem sieht es verdammt knapp aus. Mit reichlich Herzklopfen fahren wir unter die Brücke und behalten unsere Antenne im Blick. Hoffentlich wird die nicht gekappt ...

Aber ist natürlich alles gut gegangen. Wir schwören uns, morgen mal die Bootshöhe genau auszumessen. Dann ist sowas etwas weniger aufregend.

Die Staande Mastroute bis ins IJsselmeer


Ein großer Pott in Rotterdam.

Weil wir nun schon mal binnen liegen und die Nordseeküste Hollands langweilig ist, fahren wir binnen durch bis nach Amsterdam. Dazu nehmen wir die Staande Mastroute (heisst so, weil der Mast stehen bleiben kann). Sie führt uns nach Rotterdam und durch Gouda. In Amsterdam werden wir nachts mitten durch die Stadt fahren.

Stellendam bis Rotterdam

Am 29.7. schlafen wir lange aus und frühstücken gemütlich. Beim Schiffsausrüster im Hafen gibt es zum Glück noch ein Exemplar der Wegbeschreibung zur Staande Mastroute. Das Wetter ist sonnig, bei kräftigem Südwestwind. Wir tanken noch einmal voll und legen los.

Zuerst segeln wir unter Genua auf dem Haringvliet bis zur Einfahrt in die Spui, einem Seitenarm der Oude Maas. Auch in der Spui können wir wunderbar mit Rückenwind segeln. Wir haben etwas Strom gegenan, aber das ist uns egal. Es ist ein Genuss, langsam durch die schöne Landschaft zu gleiten. Hier mal ein paar Kühe, da mal ein paar Schafe ...

Nach 15 Meilen unter Segeln erreichen wir die Oude Maas. Jetzt muss der Motor ran, denn der Wind kommt nun von vorne. Die Oude Maas wird auch am Sonntag noch reichlich von Binnenschiffen befahren. Wir halten uns schön am Rand und fahren Rotterdam entgegen. Vor einer großen Hubbrücke müssen wir warten. Sie macht erst in einer dreiviertel Stunde wieder für die Sportschifffahrt auf. Aber wir haben Glück. Ein großes Containerschiff will ebenfalls durch. Für die Berufsschifffahrt wird natürlich sofort die Brücke geöffnet. Wir sprechen über Funk ab, dass wir mit durchfahren können. Kein Problem! Danach müssen wir uns bei verschiedenen Sektoren der Verkehrszentrale über Funk an und abmelden. Auch mal 'ne Erfahrung.

Wir biegen ein in die Nieuwe Maas. Rechts und links von uns liegen abwechselnd große Containerumschlagplätze und Öltanks. Die Maas wird hier sowohl von Binnenschiffen als auch von Seeschiffen befahren. Ganz schön viel Verkehr hier. Vor der nächsten Brücke, der Erasmusbrücke, wollen wir am linken Ufer in den Veerhafen, um dort zu übernachten. Aber der Hafen ist total voll. Also fahren wir wieder raus und warten auf die Brücke. Die soll um 1900 Uhr aufmachen.

Aber es passiert nichts. Um 1905 Uhr funke ich die Brücke an, ob sie denn noch aufmacht? Ich werde ziemlich rüde belehrt, dass wir uns ein Stunde vorher hätten melden müssen. Jetzt müssen wir bis 2030 Uhr warten. Einem anderen Segler, der ebenfalls nachfragt, geschieht das gleiche. In unserem Handbuch stehen andere Informationen, aber sei es drum, der Brückenwärter ist hier König.

Wir telefonieren schon mal mit dem Hafenmeister der City Marina, die direkt hinter der Brücke liegt, und machen einen Liegeplatz klar. Sehr nett ist der. Die Chipkarte für das Tor und die Toiletten wird er im Restaurant hinterlegen, denn er hat gleich Feierabend. Morgen um 0900 Uhr ist er dann wieder für uns da.

Rotterdam

Wir warten auf die Brücke ... Am Himmel tauchen schwarze Wolken auf. Um 2010 Uhr bricht der Sturm los. Es blitzt heftig, hagelt, und Sturmböen mit 33 Knoten (7 Bft) peitschen über das Wasser. Petra darf das Ganze unter Deck abwettern (auf Anweisung des Skippers). Ich kauere mich im Ölzeug unter die Sprayhood und warte darauf, dass die Brücke aufgeht. Das tut sie dann auch tatsächlich um 2030 Uhr wie besprochen. Auch die kleine Brücke zur Marina wird direkt für uns angehoben.

Jetzt haben wir mächtig Hunger. Wir holen uns die Chipkarte im Restaurant ab. Leider ist dort schon alles voll, aber es wird uns ein Italiener um die Ecke empfohlen. Der ist wirklich sehr gut. Wir genießen leckeres Essen bei einer schönen Flasche Chianti Classico aus der Toskana. Und guten Grappa gibt es auch ... was will man mehr?

Rotterdam bis zum Braassemermeer

Auch am 30.7. wird erst mal ausgeschlafen. Uns treibt ja keiner. Nachts gewittert es noch heftig. Nun wechseln sich Sonne und kleine Regenschauer ab. Wir checken aus (der Hafenmeister ist über das Verhalten der Brücke gestern Abend ziemlich entsetzt ...) und fahren durch zwei Brücken wieder auf die Maas hinaus. Kurz vor der Abzweigung in die Hollandse IJssel kommt ein Schlauchboot auf uns zu. Polizeikontrolle! Wir legen am blauen Polizeischiff an und unsere Papiere werden kontrolliert. Natürlich alles in Ordnung. Man wünscht uns noch eine gute Fahrt und wir biegen in die Hollandse IJssel ein.

Hier fahren wir nun gemütlich Richtung Norden. Wir nehmen die Schleuse von Gouda mit einem großen Binnenschiff und vielen anderen Booten. Kurz danach müssen wir knapp 2 Stunden vor der Eisenbahnbrücke warten. Petra macht die Augen zu, ich lese etwas im E-Book. Bei der Weiterfahrt passieren wir im Konvoi mit anderen Segelbooten noch einige Brücken, die aber alle sofort aufmachen, wenn wir aufkreuzen.

Eine Hubbrücke Häuser am Kanal

Gegen 1900 Uhr erreichen wir das Braassemermeer, einen kleinen Binnensee kurz vor Amsterdam. Wir machen in einem der Yachthäfen fest, gehen duschen und finden zum Glück auch noch eine arabische Imbissbude, die auf hat und uns mit leckerem Essen versorgt.

Wieder so ein entspannter Tag ohne Stress, der uns unserem Heimathafen näher gebracht hat. Zum ersten Mal hören wir wieder Radio Veronica - nun fühlt es sich schon fast so an, als ob wir angekommen wären.

Vom Braassemermeer nach Amsterdam

Am 1.7. sind wir vom Braassemermeer in Richtung Amsterdam aufgebrochen. Das Wetter war regnerisch, also haben wir uns mit dem Aufbruch Zeit gelassen. Sind ja eigentlich nur noch 3 Stunden bis Amsterdam. Leider hatten wir aber unser Handbuch nicht ganz richtig gelesen. Hinter dem Flughafen Schipol (an dem man ganz nah vorbei tuckert) verläuft eine Autobahn über den Kanal. Die Autobahnbrücke wird nur am frühen Morgen, einmal Mittags gegen 1300 Uhr und dann wieder Abends um 2000 Uhr geöffnet. Wir sind um 1440 Uhr da und müssen deshalb lange warten.

Warten vor der letzten Brücke

Weil wir so erst gegen 2030 Uhr Amsterdam erreichen, beschließen wir, gar nicht erst in die Marina zu fahren, sondern die Konvoi-Durchfahrt durch Amsterdam schon in dieser Nacht mit zu machen. Aber daraus wird leider nichts. Eine Brücke ist defekt und kann nicht geöffnet werden. Also heute Nacht keine Durchfahrt!

Wir machen gemeinsam mit anderen Yachten am Wartesteg vor der Schleuse fest und laden die anderen Yachties spontan zum Rotwein auf unser Schiff ein. Hocherfreut nehmen die Holländer die Einladung an. Es entwickelt sich ein sehr lustiger Abend, den wir später auf einem anderen Schiff (unter der Regenpersenning) fortsetzen.

Am nächsten Morgen verholen wir uns in die WVA Marina neben der Schleuse. Die Sonne scheint, die Waschmaschine läuft und das Internet funktioniert super!

Nachtfahrt durch Amsterdam

Wir verbringen am 2.8.2012 einen netten Nachmittag in Amsterdam. Die Straßenbahn bringt uns ins Zentrum. Wir laufen ohne konkretes Ziel durch die Straßen und genießen die Stadt.

Am frühen Abend beginnt es, zu blitzen und zu donnern. Eine Gewitterfront zieht durch. Der Regen prasselt auf das Deck, wir warten ab. Kurz bevor es dunkel wird, verlassen wir den Hafen und legen uns zu den anderen Booten an den Wartesteg vor der Schleuse. Wir bekommen die Information, dass heute erst ein Stunde später geschleust wird. Der Konvoi durch Amsterdam in Richtung Norden beginnt also um 0105 Uhr.

Um 0045 Uhr erwacht das Leben in den etwa 20 Yachten, die hier warten. Die Lichter gehen an, die Motoren werden gestartet, man legt ab und wartet treibend auf die Brücke und die Schleuse.

Pünktlich um 0105 öffnen die beiden großen Brücken und alle Yachten verholen sich in die Schleuse. Es ist etwas eng, aber alle finden Platz. Wir sind ungefähr im Mittelfeld. Nach der Schleuse fahren alle Yachten wie an der Perlenschnur aufgereiht von Brücke zu Brücke. Voraus sehen wir die Hecklichter, die uns wie Sterne entgegen leuchten. Beim Blick zurück sieht man viele grüne und rote Positionslichter funkeln. Die Stadt selbst ist um diese Zeit (und bei dem Wetter) total ruhig und relativ dunkel. Immerhin, es regnet nicht mehr. Vor einigen Brücken müssen wir warten, weil das Brückenpersonal wohl unterbesetzt ist und mehrere Brücken von der selben Crew bedient werden. Das dauert natürlich ein wenig. Diese Herumtreiben bei Minimalgeschwindigkeit mit Booten vor dem Bug und Booten im Nacken ist etwas Nervenaufreibend. Aber alles geht gut!

Die Schleuse ist voll

Um 0250 Uhr haben wir es geschafft. Wir erreichen den Nordzeekanal, der Amsterdam mit der Nordsee und dem IJsselmeer verbindet. Jetzt geht es nur noch darum, einen Liegeplatz zu finden. Wir probieren es in der Aeolus-Marina. Bereits bei der Einfahrt zeigen drei große rote Lichter an, dass der Hafen (eigentlich) voll ist. Wir fahren trotzdem rein, um uns davon zu überzeugen. Tatsächlich! Alles voll! Wir wollen umdrehen und blicken in 6 weitere Paare von roten und grünen Lichtern. Andere Boote sind uns gefolgt und staunen nun, dass wir wieder raus wollen. Also alles rückwärts!!

Bei der Ausfahrt sehen wir, dass am Meldesteiger noch Platz ist. Sehr gut! Da legen wir an und sind froh, die Augen für ein paar Stunden zumachen zu können.

Der Hafenmeister berechnet uns am nächsten Morgen nur den halben Preis, weil wir ja nur ein paar Stunden hier waren. Sehr nett. Wir legen gegen 0930 Uhr ab und fahren zur Oranjesluis, die uns zurück in das Markermeer befördert. Noch regnet es, aber nach einiger Zeit bessert sich das Wetter. Außerdem kommt schöner Segelwind auf. Wir holen die Genua raus und segeln flott in Richtung Hoorn. Bei der Vorbeifahrt an der Insel Marken und dem vertrauten Leuchtturm wird uns so richtig bewusst, dass wir nun wieder im Heimatrevier sind. Ein schönes Gefühl! Vor über einem Jahr sind wir hier los gesegelt, voller Vorfreude und Aufregung, was wohl alles kommen wird. Jetzt sind wir wieder hier und bringen zentnerweise Erinnerungen und positive Erfahrungen mit.

Wir fahren in den schönen alten Hafen von Hoorn, machen fest und legen uns erst mal auf's Ohr. Die Müdigkeit gewinnt Oberhand. Morgen bleiben wir noch hier und genießen den letzten Tag unseres Törns, bevor wir übermorgen in unseren Heimathafen einlaufen.

Zurück in Lelystad: Wir sind angekommen!

Am 4.8. um kurz vor 0900 Uhr verlassen wir Hoorn und nehmen die letzten Meilen in Richtung Heimathafen in Angriff. Der gestrige Abend war noch sehr lustig. Unsere belgischen Nachbarn haben uns zum Drink eingeladen. Sie waren ganz angetan von unserer Reise und wir hatten viel Spaß zusammen.

Entgegen der Wettervorhersage ist das Wetter ganz schön. Ein angenehmer Südwest mit 3-4 Windstärken lässt uns gemütlich mit halbem Wind nach Lelystad-Haven gleiten. Um kurz vor 1200 werden die Segel geborgen. Sophie wird über die Toppen geflaggt. Die BVB-Fahne wird natürlich auch hochgezogen. So laufen wir in unseren Heimathafen Lelystad Haven ein.

Der Hafenmeister hat einen neuen Platz für uns. Unser alter Platz ist vergeben. Macht aber nichts. Hauptsache, wir sind wieder gut untergebracht. Am Nachmittag kommt unsere Freundin Steffi mit Kuchen vorbei und wir machen uns noch einen schönen Abend. Im Laufe des nächsten Tages geht es zurück nach Deutschland. Dort gibt es nun eine Menge zu organisieren ....


Nach 6.186 Meilen liegt Sophie wieder in Lelystad-Haven

P.S.: Während ich diesen letzten Törnbericht verfasse, sitze ich in der Kölner Altstadt in unserer vorübergehenden Mietwohnung. Es ist ganz schön warm. Scheint so, als ob wir den Sommer mit nach Deutschland gebracht haben. Petra hat heute ihren ersten Arbeitstag. Ich habe noch ein paar Tage Zeit, bis auch mich wieder die Pflicht ruft. Ich überfliege zum 1.000sten Mal die Stationen unserer Reise und kann es kaum noch glauben, dass wir wirklich dort waren. Madeira? La Gomera? Marokko? Unsere Segelschule auf den Balearen? Was für ein Jahr ... !!!
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